Die Weltnaturschutzunion IUCN und die modernen Zoos
Viele Zoos, Aquarien und Botanische Gärten leisten einen wichtigen Beitrag, um gegen das globale Artensterben anzukämpfen. Das bestätigt das Positionspapier der Weltnaturschutzunion (IUCN). Die Species Survival Commission (IUCN SSC) erkennt damit den bedeutenden Beitrag von Botanischen Gärten, Aquarien und Zoos bei ihrer wichtigen Aufgabe an, wildlebende Tiere, Pflanzen und Pilze zu erhalten. Die IUCN ist die weltweit größte Naturschutzorganisation aus Regierungen und Nicht-Regierungsorganisationen mit über 1.400 Mitgliedern aus 160 Staaten. In den IUCN SSCs arbeiten mehr als 10.000 freiwillige Experten.
Der Verband der Zoologischen Gärten (VdZ) ist selbst Mitglied in der IUCN. Die 70 Zoos im VdZ engagieren sich vielfältig für den Erhalt von Tierarten. Sie beteiligen sich an aktuell mehr als 450 Europäischen Erhaltungszuchtprogrammen (EEPs), bzw. europäischen und internationalen Zuchtbüchern und tragen so dazu bei, den Erhalt vieler bedrohter Tierarten zu sichern.
Der One-Plan-Ansatz: Zoos als Schlüsselakteure im internationalen Artenschutz
Je schneller Tierpopulationen in ihrem ursprünglichen Lebensraum abnehmen, desto bedeutsamer werden die Zuchtprogramme in Zoos und Tierparks. Für immer mehr Tierarten übernehmen Zoos die Verantwortung ihren Erhalt zu sichern, da die Arten nur in ihren ursprünglichen Lebensräumen nicht mehr ausreichend geschützt werden können. Moderne Zoos spielen bereits eine bedeutende Rolle im Natur- und Artenschutz gemäß dem "One-Plan-Approach (OPA)" der Weltnaturschutzunion IUCN. So werden alle Aktivitäten zusammengefasst, die dem Erhalt von Arten dienen.
In Zoologischen Gärten leben manchmal mehr Individuen einzelner gefährdeter Arten als in ihren ursprünglichen Lebensräumen - sozusagen die Letzten ihrer Art. Für uns ist es besonders wichtig, Wild- und Zootiere als eine Einheit zu betrachten und zu schützen. Dabei sind auch die Umweltbildung, das Wissen aus aktueller Forschung oder gezielte Projekte vor Ort wichtig. Der interdisziplinäre Ansatz von OPA erfordert Zusammenarbeit aller beteiligten Akteure wie Regierungen, NGOs, Unternehmen und Privatpersonen. Der VdZ und seine Mitglieder setzen sich nicht nur aktiv für den Schutz bedrohter Tierarten ein, sondern investieren auch beträchtliche finanzielle Mittel in Artenschutzprojekte weltweit. Immer mehr Zoos binden die Besuchenden mit dem freiwilligen Artenschutz-Euro in ihre Bemühungen ein. So können sie noch mehr Projekte unterstützen zum Schutz bedrohter Arten und mehr Wirkung entfalten.
"Es ist nie zu spät. Arten können sich in der Wildnis erholen, wenn sie durch gut geführte Populationen in menschlicher Obhut, wie sie von Zoos, Botanischen Gärten und Aquarien gepflegt werden, eine Chance erhalten. Die Stellungnahme der IUCN Species Survival Commission erkennt die führende Rolle an, die diese Organisationen in Praxis und Wissenschaft des Artenschutzes spielen."
Razan Al Mubarak, Präsidentin der IUCN
Ziele der IUCN-Position
- Die IUCN Species Survival Commission (SSC) erkennt den bedeutenden Beitrag, den Botanische Gärten, Aquarien und Zoos zur Erhaltung wildlebender Tiere, Pflanzen und Pilze leisten können, und bereits auch tun, an.
- Die SSC schätzt die Schlüsselrollen, welche Botanische Gärten, Aquarien und Zoos an der Schnittstelle zwischen Ex-situ- (Erhalt in menschlicher Obhut) und In-situ- (Erhalt in der Wildnis) Erhaltung spielen können und bereits auch tun. Diese Rollen umfassen unter anderem angewandte Genetik, Verhaltensforschung, Veterinärwissenschaft, Tierhaltung, Wiederansiedlung und Umsiedlung von Wildtieren, Forschung, Bildung und gesellschaftliches Engagement, Entwicklung von Strategien und Richtlinien, Zugang zu Naturerlebnissen und Naturschutzförderung. Die SSC ist außerdem der Ansicht, dass es Möglichkeiten und Interesse für eine stärkere Beteiligung von mehr Menschen an diesen Aufgaben gibt.
- Die SSC fordert alle Botanischen Gärten, Aquarien und Zoos auf, ihr Artenschutzpotenzial voll auszuschöpfen und als geschätzte Mitglieder einer gut integrierten Naturschutzgemeinschaft mitzuarbeiten, um das Überleben und die Gesundheit wildlebender Tier- und Pflanzenpopulationen zu sichern.
- Letztlich ermutigt die SSC all ihre Partner, einschließlich Regierungsbehörden, mit Botanischen Gärten, Aquarien und Zoos bei der gemeinsamen Arbeit zur Rettung von Arten im Sinne des One-Plan-Approachs zusammenzuarbeiten.