Haltungsansprüche der Zootiere

Im Laufe der Geschichte der Zoologischen Gärten haben sich die die Ansprüche an die Tierhaltung entwickelt. Artspezifische Faktoren wie beispielsweise das Sozialverhalten der Tiere stehen heute im Mittelpunkt der modernen Zootierhaltung, während sie in der Vergangenheit eher als weniger wichtig  erachtet wurden.
Wildtiere haben in ihren Lebensräumen die unterschiedlichsten Ansprüche und Verhaltensweisen. Diese sind unter anderem geprägt von den klimatischen Bedingungen, dem Vorhandensein von Nahrung und Wasser, den sozialen Strukturen der jeweiligen Tierart, den territorialen Gegebenheiten, Fressfeinden, Konkurrenz und vielem mehr.
Die Tierhaltung ex-situ – also außerhalb des natürlichen Lebensraumes – ist letztlich ein Kompromiss und kann die ursprünglichen Lebensbedingungen nur annähernd ersetzen. Daher ist ein 1:1-Vergleich zwischen der Wildnis und der Zootierhaltung kaum möglich. Dennoch ist es machbar – das zeigt die Fortentwicklung der Zoologischen Gärten – den Grundbedürfnissen der jeweiligen Tierarten annährend gerecht zu werden. Den natürlichen Lebensräumen nachempfundene Gehege-Gestaltung und die Berücksichtigung von Verhaltensmustern der jeweiligen Tierarten sind wichtige Leitfäden für eine tiergerechte Haltung in menschlicher Obhut.
Der Ersatzlebensraum für Wildtiere im Zoo ist oftmals deutlich kleiner als die Territorien in der Wildbahn. Dennoch ist es machbar, diese Gehege tier- und verhaltensgerecht auszurichten. Die sogenannte “Bewegungsfreude“ mancher Wildtiere ist letztendlich dadurch begründet, dass diese weite Strecken zur Nahrungs- und Wassersuche zurücklegen müssen oder beispielsweise Fressfeinden ausweichen müssen. Im Zoo hingegen müssen die Tiere keine Energie aufwenden, um Raubtieren zu entgehen oder Nahrung zu finden. Insofern sparen sie diese ihren erlernten Instinkten gemäß gern.
In den zurückliegenden Jahren und Jahrzehnten haben die Zoologischen Gärten ihren Willen bewiesen, den natürlichen Bedürfnissen der Wildtiere so weit wie möglich gerecht zu werden und den artspezifischen Faktoren einen breiten Raum zu geben. Beispiel Elefantenhaltung: Noch vor wenigen Jahrzehnten war die Kettenhaltung bei den Rüsseltieren Normalität. Diese Haltungsform gehört heute der Vergangenheit an.  Ersetzt wurde sie durch Laufställe und vielerorts findet die Haltung im Herdenverband statt. Als Vorzeige-Beispiel gilt hier der Elefantenpark im Kölner Zoo. Hier wird der Nachweis erbracht, dass es sehr wohl eine naturnahe und verhaltensgerechte Haltungsform gibt, was unter anderem die häufigen Nachzuchten belegen. Erfolgreiche Fortpflanzung von Wildtieren ex-situ sind nach wie vor ein Indikator für eine gute Tierhaltung. Weitere Beispiele für eine herausragende Tierpräsentation, die den Ansprüchen der Tiere in vollem Umfang gerecht wird, sind das Gondwana-Land (Leipzig) und die Masoala-Halle (Zürich).
Immer wieder gibt es neue Erkenntnisse und Forschungsergebnisse, die eine Anpassung der Lebensbedingungen für Zootiere ermöglichen. Unter diesen Gesichtspunkten sind die Ansprüche an die moderne Zootierhaltung ständigen Veränderungen unterworfen. Zoos sind daher keine statischen Gebilde, sondern Einrichtungen, die immer aufs Neue Veränderungen und Verbesserungen für die ihnen anvertrauten Tiere anstreben müssen.

 

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