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Populationsmanagement im Tiergarten Nürnberg
Verband der Zoologischen Gärten begrüßt Unterstützung des Nürnberger Stadtrats für Populationsmanagement
Berlin, 11.03.2024 – Der Tiergarten Nürnberg hat am 21. Februar 2024 einen Bericht zum Populationsmanagement bei Guinea-Pavianen im Umweltausschuss der Stadt Nürnberg vorgestellt. Die Sprecher von CSU, SPD, Grünen und der ÖDP im Umweltausschuss haben in der Ausschusssitzung den Bericht des Tiergartens, in dem dargestellt wurde, warum die Sterberate auch in Zoos die wichtigste Stellschraube für den Erhalt gesunder Tierpopulationen ist, als nachvollziehbar und vernünftig eingeordnet. Auch das Umweltamt der Stadt Nürnberg hat das Töten von Guinea-Pavianen im Rahmen des Populationsmanagements für den Arterhalt grundsätzlich als vernünftig eingestuft und bewertete das vorgetragene Vorhaben deshalb als rechtskonform.
„Eine der wichtigsten Aufgaben der modernen Zoos ist es, bedrohte Tierarten zu erhalten. Mit großem Respekt und auf Basis von Fachwissen übernehmen wir die Verantwortung für die Tiere in unserer Obhut“, erklärt Jörg Junhold, Präsident des Verbands der Zoologischen Gärten (VdZ). „Um eine genetisch gesunde Population in den Zoos zu erhalten, dürfen die Gruppen nicht überaltern und ihre Zahl auch nicht überhand nehmen auf dem begrenzten Raum, der uns zur Verfügung steht. Das ist bei uns in den Zoos nicht anders als in der Natur. Dort regulieren große Beutegreifer wie Löwen und Leoparden, Krankheiten oder Futter- und Wasserknappheit die Population. Wenn alle anderen Möglichkeiten zum Management der Population in menschlicher Obhut geprüft wurden und keine alternativen Lösungen bieten, kann das bedeuten, Tiere zu töten um Arten zu retten.“
Unter bestimmten Umständen kann die gezielt gesteuerte Mortalität ein wichtiges und manchmal unvermeidbares Instrument des Populationsmanagements darstellen. Der VdZ bezeichnet dies als vernünftiges Vorgehen, genau wie das Töten zum Zwecke des Verfütterns und schließt sich an dieser Stelle dem Statement des Europäischen Zooverbands EAZA zum Thema an.
„Der VdZ fordert, das Töten von Tieren zum Zwecke des wissenschaftlichen Managements von Tierpopulationen als vernünftigen Grund zum Erhalt von Beständen gesetzlich anzuerkennen“, fügt Volker Homes, VdZ-Geschäftsführer hinzu. „Die Haltungs- und Zuchtbedingungen in unseren Zoos werden immer besser, sodass immer mehr Tiere überleben und älter werden. Auch wenn es uns schwerfällt, müssen wir hier einen Lösungsweg finden, der für die Tiere und die Arten gleichermaßen Verantwortung übernimmt. Die Abgabe der Tiere kommt nur in Frage, wenn sie in ihrem neuen Zuhause auch adäquat gehalten werden können. Die Entscheidung, wie am besten vorzugehen ist, muss jeder Zoo für jeden Einzelfall abwägen.“
Der Tiergarten Nürnberg hatte die Stadt Nürnberg und die Öffentlichkeit darüber informiert, dass die Anzahl der Paviane innerhalb der letzten 13 Jahre zu groß für die Gehegegröße geworden ist und dass es nicht möglich ist, Tier in ausreichender Anzahl in andere Einrichtungen abzugeben. Gleichzeitig gelten die Guinea-Paviane des Tiergartens als bedroht, sodass es von großer Bedeutung ist, eine Reservepopulation in den Zoos aufzubauen. Für eine gesunde Population, die dauerhaft selbsterhaltend bleiben soll, kann es zwingend notwendig werden, einzelne gesunde Paviane im Rahmen des nachhaltigen Managements zu töten. Laut Tiergarten ist eine Auswilderung nicht möglich, weil es gegenwärtig keine geeigneten Gebiete in den Herkunftsregionen Westafrikas gebe. Auch wurde bereits seit Jahren versucht, bei einzelnen Tieren durch Kontrazeption zu verhüten. Leider führte das laut Aussage des Tiergartens Nürnberg zu einer dauerhaften Unfruchtbarkeit, so dass diese Tiere nicht mehr zum Erhalt der Guinea-Paviane beitragen können.